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2013 der FAU Erlangen-Nürnberg

 

Kagbeni
Überblickskarte 2013

Partizipativer Zensus

Tourismusentwicklung

Landwirtschaft &

Landnutzung

Landnutzung &

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Partizipativer Zensus Kagbeni (Nepal) 2013

Passos Favery, Larissa; Metzger, Isabelle; Neubauer, Anna; Schnorr, Kristina

Im Rahmen der Feldarbeiten interessierte sich unsere Gruppe für die sozio-ökonomischen Aspekte Kagbenis. Da sich das Kali Gandaki-Tal in den letzten Jahren durch den Bau des Annapurna- Highways stark gewandelt hat, stellten wir uns die Frage, ob und welchen Wandel die Bevölkerung in ihrer Zahl, Zusammensetzung und ökonomischen Aktivitäten in diesem Zuge erfahren hat. Für die Bearbeitung unserer Fragestellung haben wir uns für die Durchführung eines partizipativen Zensus entschieden. Allgemein ausgedrückt ist der Zensus eine Totalerhebung in einem festgelegten Gebiet zu einem bestimmten Zeitpunkt (Gans 2007: 785). Mit der Methode des partizipativen Zensus können demographische, aber auch andere sozio-ökonomische Daten in einem Untersuchungsgebiet erhoben werden. Dies kann in Form einer sozialen Karte oder in Form von Karteikarten mit unterschiedlichen Symbolen geschehen. Für jeden befragten Haushalt wurde eine Karteikarte erstellt, um die Informationen darauf festzuhalten und später zu analysieren (Narayanasamy 2009: 56). Von Interesse in Kagbeni waren insbesondere die Größe und Zusammensetzung der Haushalte (Männer, Frauen, Alter), sowie deren Erwerbstätigkeit, Bildung, landwirtschaftlicher Besitz (Größe des Bauernhofes und des Viehbestandes) und ihr Migrationsverhalten.
Es konnten insgesamt 30 Haushalte (von insgesamt 71 laut ACAP Office Jomsom) in drei Forschungstagen erreicht werden. Die Interviews liefen immer nach dem durch die Karteikarten vorgegebenen Schema ab und dauerten in der Regel zwischen fünf und zehn Minuten. Nach der Auswertung der Karteikarten zeigte sich, dass 158 der insgesamt 413 Einwohner (ACAP Office Jomsom) direkt oder indirekt erfasst wurden.
Im Folgenden werden die Ergebnisse in verkürzter Form dargestellt. Eine ausführliche Darstellung der Ergebnisse sowie ein Vergleich mit Angaben zur gesamten Region, den nationalen Statistiken und früheren Erhebungen in Kagbeni stehen in einem PDF-Dokument zur Verfügung. ()

Durchschnittlich leben fünf Personen in einem Haushalt, die Alterspanne reicht von fünf Monaten bis 84 Jahre. Die Verteilung der Frauen und Männer nach Altersgruppen 2013 ist in Abbildung 1 dargestellt.

Abb. 1: Verteilung der Frauen und Männer nach Altersgruppen 2013.

Quelle: Eigene Darstellung nach Erhebung März 2013.

Ausgehend von dem Bild Nepals als Agrarstaat war zu erwarten, dass ein hoher Anteil der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig ist. In Nepal sind es 76,3% der Haushalte (Government of Nepal 2013a). Diese Annahme wurde in unserer Erhebung bestätigt. Jedoch liegt der Anteil der Bewohner Kagbenis, die ihren Lebensunterhalt durch Landwirtschaft sichern (welche häufig nicht als „job“ oder „work“ angesehen wird), unter dem nationalen Wert. Insgesamt sind 16 Haushalte in der Landwirtschaft tätig. Auf die Frage nach der Größe ihres Landbesitzes konnten keinen verwendbaren Angaben gemacht haben, da die Befragten keine Zahlen angaben, sondern subjektiv ihr Land als groß, mittelgroß oder klein einstuften.
Nach der Landwirtschaft am häufigsten genannte einkommengenerierende Tätigkeiten sind Tourismus und Handel. Auch dies war bei Betrachtung der Aufteilung des Bruttoinnlandsproduktes, in dem der tertiäre Sektor seit den letzten 10 Jahren immer mehr an Bedeutung gewinnt und vor dem primären liegt (vgl. Government of Nepal 2013a), zu erwarten. Die im Dienstleistungssektor Beschäftigten gaben jedoch auch immer landwirtschaftliche Tätigkeiten zur Existenzsicherung an, womit die Zahl der in der Landwirtschaft beschäftigten in Kagbeni im nationalen Durchschnitt entspricht.
Arbeitslosigkeit ist in unserer Studie kaum nachgewiesen worden, ebenso wie in den nationalen Statistiken (vgl. Government of Nepal 2013b). Außerdem gaben alle Befragten an, dass ihre jeweiligen Einnahmen als Lebensgrundlage ausreichen.
Am Ende des Interviews stellten wir noch eine offene Frage zum neuerbauten Annapurna- Highway und dessen Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung. Die geäußerten Aussagen sollten, aufgrund der sprachlichen Barrieren, mit Vorsicht betrachtet und interpretiert werden. Die Mehrheit der Befragten haben angeben, dass der Bau des Annapurna Highways wichtig für ihre Existenzsicherung sei (verbesserte Mobilität, geringere Transportkosten). Kritik wird allerdings nicht geäußert.

Um ein deutlicheres Bild über die bevölkerungsstrukturellen Veränderungen in Kagbeni zu erlangen, könnte der nächste Schritt eine weitläufigere Befragung sein, die die gesamte Bevölkerung erfasst. Um regionale Besonderheiten oder Merkmale besser erkennen zu können, wäre ein detailliertere Vergleich auf Distriktebene oder nationaler Ebene sinnvoll.
Fokus dieser Arbeit war die Analyse des Dorfes Kabeni als Ganzes und nicht die Unterschiede zwischen den ethnischen Gruppen und Kasten. Insgesamt wurde deutlich, dass die Anzahl der Haushalte mit weiblichem Familienvorstand überwiegt. Ein Zuwachs war auch im letzten Zensus von Nepal im Jahr 2011 sichtbar (2001 lag die Anzahl bei 14,87%  und im Jahr 2011 bei 25.73% (Government of Nepal – Central Bureau of Statistics (2012b)).
Abgesehen davon, dass die Haushalte bestätigen, dass die Mittel für ihre Existenzsicherung ausreichend seien, sind sozio-ökonomische Unterschiede innerhalb der Bevölkerung, besonders in der Anzahl der besessenen Nutztiere, sichtbar.
Zusätzlich wäre es von Interesse konkreter auf die Auswirkungen des Annapurna Highways einzugehen. Im Laufe unserer Arbeit bemerkten wir die weiträumige Verbreitung von Medien, wie Fernseher oder Mobiltelefonen. Diesbezüglich könnte für eine weitere Forschung die Veränderungen der Lebensstandards im Hinblick auf technologische Artikel analysiert werden. Hier liegt die Vermutung zu Grunde, dass durch den Ausbau des Annapurna- Highways auch „Luxusartikel“ zugänglicher geworden sind.

Im folgenden PDF befindet sich noch eine Übersichtskarte der insgesamt befragten Haushalte und beispielhaft vier Steckbriefe.

Literatur:

  • Gans, P. (2007): Bevölkerungsgeographie. In: Gebhardt, H., R. Glaser, U. Radtke, P.
    Reuber (Hrsg) (2007): Geographie. Physische Geographie und Humangeographie. München: 772-795.
  • Government of Nepal – Central Bureau of Statistics (2012a): National Population and Housing Census 2011 (Village Development Committee/Municipality) Volume 02, NPHC 2011. http://cbs.gov.np/wp-content/uploads/2012/11/VDC_Municipality.pdf  (Letzter Zugriff 20.06.2013).Government of Nepal –
  • Central Bureau of Statistics (2012b). National Population and Housing Census 2011 (National Report) Volume 01, NPHC 2011 http://unstats.un.org/unsd/demographic/sources/census/2010_PHC/Nepal/Nepal-Census-2011-Vol1.pdf (Letzter Zugriff 16.06.2013).
  • Government of Nepal - Ministry of Finance (2013a): Economic Survey 2011/2012. Agriculture and Fisheries. http://www.mof.gov.np/ajw/uploads/uploaded_image/
    Chapter%207(1).pdf (Letzter Zugriff 16.06.2013).Government of Nepal - Ministry of Finance (2013b): Economic Survey 2011/2012. Economic Activities.  http://www.mof.gov.np/ajw/uploads/uploaded_image/
    Chapter%207(1).pdf (Letzter Zugriff 16.06.2013).
  • Narayanasamy, N. (2009): Participatory Rural Appraisal. Principles, Methods and Application. New Dehli.
  • Pohle, P., W. Haffner (2001): Kagbeni. Contributions to the village's history and geography. Gießen.
 
 
 
   

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